Jeder Tag ist Frauentag – gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit!

Annaberg-Buchholz. Am 8. März gehen Frauen weltweit auf die Straße, um für ihre Rechte, für Gleichstellung und für ein Leben frei von Gewalt zu demonstrieren. All das ist für Frauen immer noch nicht selbstverständlich. Im Gegenteil: Wir erleben zwar kleine gleichstellungspolitische Schritte, die dem zunehmenden, mitunter tödlichen Frauenhass aber nicht genug entgegensetzen.

Eine Anfrage anlässlich des Frauentages an den Landrat Herrn Vogel der Kreisrätin Karoline Loth gibt Aufschluss auf die Situation von Frauen im Erzgebirgskreis:

  • Der Erzgebirgskreis hat 334.948 Einwohner:innen, davon sind 171.063 Frauen. Während 36.957 Frauen unter 30 Jahre alt sind, sind 62.457 Frauen zwischen 3060 Jahre alt. 71.649 Frauen sind 60 Jahre und älter.
  • 62.570 Frauen mit Arbeitsort im Erzgebirgskreis sind erwerbstätig, davon 56.217 in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen. 24.421 Frauen sind in Vollzeit angestellt, 31.796 in Teilzeit. Während 5.797 Frauen in sogenannten MINT-Berufen tätig sind, sind 426 Frauen über Arbeitnehmerüberlassungsverträge beschäftigt.
  • Während 24.240 Frauen in personenbezogenen Dienstleistungsberufen arbeiten, sind19.158 Frauen in kaufmännischen Dienstleistungsberufen angestellt. 7.775 Frauen sind in Produktionsberufen beschäftigt, 4.153 in sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungsberufen. In IT- und naturwissenschaftlichen Berufen sind 397 Frauen tätig.
  • Die Arbeitslosigkeit der Frauen im Erzgebirgskreis ist in den letzten Jahren von 6.158 im Jahr 2015 auf 3.479 im Jahr 2020 stetig gesunken. Im September 2020 bezogen 4.986 Frauen Hartz IV, davon bezogen1.526 erwerbstätige Frauen Hartz IV. 125 von ihnen sind in einer Vollzeitbeschäftigung angestellt.
  • Die seit 01.09.2019 bestehende Frauenschutzwohnung im Erzgebirgskreis wurde bisher fünfmal jeweils über mehrere Wochen genutzt. Die zweite seit 01.03.2020 bestehende Frauenschutzwohnung wurde zweimal genutzt.
  • Seit der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe haben sich 21 Frauenpaare im Erzgebirgskreis das Ja-Wort gegeben.

Wir kämpfen am Internationalen Frauentag auch für ein gerechteres Wirtschaftssystem. Weltweit werden Frauen schlechter bezahlt als Männer. Deutschland gehört mit seiner Lohnlücke – auch Gender Pay Gap genannt – von 21 Prozent bei den Brutto-Stundenlöhnen zu den Schlusslichtern Europas. Das bedeutet: Von jedem Euro, den ein Mann verdient, bekommt eine Frau nur 79 Cent. Die Forderung nach fairer Bezahlung ist etwa so alt wie die nach dem Frauenwahlrecht. Während letzteres in Deutschland seit 100 Jahren durchgesetzt ist, besteht das Recht auf gleiche Entlohnung bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit nach wie vor nur auf dem Papier.

Profite werden auf Kosten von Frauen und Mädchen gemacht. Sie leisten weltweit täglich 12,5 Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit: bei der Kindererziehung, im Haushalt und bei der Pflege von Angehörigen. Diese gesellschaftlich notwendigen Aufgaben werden im patriarchalen Kapitalismus als billig oder selbstverständlich vorausgesetzt. Oxfam hat errechnet: Ihr Geldwert entspricht einer Summe von 11 Billionen US-Dollar im Jahr und das, wenn für diese Arbeit gerade einmal landesübliche Mindestlöhne gezahlt würden.

„Auch bei uns im Erzgebirgskreis sind Erwerbs- und Sorgearbeit ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt. Laut Zweitem Gleichstellungsbericht von 2017 bringen Frauen für Sorgearbeit in Familien um die Hälfte mehr Zeit auf als Männer und stecken entsprechend beruflich zurück. Die Folge sind schlechtere Einkommen, Aufstiegschancen und Renten. Gleichzeitig werden Sorgeberufe wie die Pflege, schlechter bezahlt als z.B. technische Fachberufe. Deshalb fordern wir, Arbeit und Zeit geschlechtergerecht zu verteilen. Berufe der Sozialen Arbeit, Gesundheit, Erziehung und haushaltsnahe Dienstleistungen müssen endlich gesellschaftlich und finanziell aufgewertet werden. Am Internationalen Frauentag und an allen anderen Tagen im Jahr!“ so die Kreisrätin Karoline Loth.

 

- Text von Karoline Loth -