Braucht das Erzgebirge ein 365€ Ticket?

365€ Ticket
Kora27

Grundsätzlich kann diese Frage mit einem klaren JA beantwortet werden. Der Weg dahin wird aber sehr kompliziert sein. Dazu bedarf es ein Umdenken in den Köpfen der Menschen. Wenn ein Mensch in einer Großstadt von A nach B möchte, ist die erste Frage, wann fährt meine Bahn oder mein Bus? Einem Menschen in einem Flächenlandkreis stellt sich diese Frage gar nicht, denn er fährt gleich mit dem Auto. Grund dafür ist, dass sowohl der Netzausbau, als auch die Taktung auf den einzelnen Strecken es gar nicht her geben, darüber nachzudenken.Im Erzgebirge haben wir die glückliche Situation, dass alle Ortschaften an das öffentliche Verkehrsnetz der RVE angebunden sind. Wo es noch erheblichen Nachholbedarf gibt, ist die Taktung. Auch die Verbindungen der großen Kreisstädte per Expressbus mit Chemnitz ist ein qualitativer Sprung nach vorn. Die Fahrgastzahlen beweisen dies. Trotzdem macht ein 365 € Ticket nur dann Sinn, wenn es im Landkreis geschafft wird, mehr Fahrgäste für den ÖPNV zu begeistern und ein Umstieg vom Auto auf den Bus erleichtert wird. Dabei kann ein 365 € Ticket durchaus ein Anreiz sein.
Der Landrat hat in seiner Antwort auf eine entsprechende Anfrage von BÜNDNI

S90/DIE GRÜNEN eine Summe von ca. 3 Millionen Euro genannt, die die RVE Verlust schreiben würde. Diese Zahl ist durchaus realistisch, denn von einem 365 € Ticket würden zu Beginn und über lange Zeit, hauptsächlich die aktuellen Nutzer des ÖPNV profitieren. Es entsteht eine sogenannte Tarifwanderung von den teuren Tarifen zum 365 € Tarif. Es müssen ebenso massive Investitionen in die Infrastruktur getätigt werden, d.h. neue Busse, Ausbildung und Beschäftigung von Fahrer*innen, größere Werkstattkapazitäten, Betriebsstoffe und Unterstellmöglichkeiten auf den Betriebshöfen der RVE. All das zusammen, muss politisch gewollt sein und dann natürlich auch von der Politik in einen finanziellen Rahmen gepackt werden. Das kann ein Landkreis nicht allein. Dazu braucht es die Zusammenarbeit innerhalb des VMS und auf Landes- sowie Bundesebene.
Ein 365 € Ticket z.B. nur allein für die Stadt Chemnitz ist auf den ersten Blick sicher sinnvoll, benachteiligt aber die vielen tausend Pendler*innen die jeden Tag aus anderen Tarifzonen nach Chemnitz ein- und auspendeln. Allein deshalb ist hier ein zusammen-gehen zumindest innerhalb des VMS ganz wichtig. Grundsätzlich ist hier auch die Landespolitik über alle Parteigrenzen hinweg gefragt.